Letzte Posts:

Dienstag, 17. Februar 2009

Umweltprämie

Ursprünglich wollte ich diesen Beitrag über die Umweltprämie bereits Mitte Januar schreiben, da aber die Auswirkungen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar zu erkennen waren, hatte ich mich entschlossen noch ein wenig zu warten, und nun ist es soweit.


Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie beschreibt die Umweltprämie wie folgt:

"
Bundesregierung fördert die Verschrottung alter und den Absatz neuer Pkw

Pkw-Halter, die sich für den Kauf eines neuen und gleichzeitig zur Verschrottung eines alten Fahrzeugs entscheiden, können einen Zuschuss in Höhe von jeweils 2.500 Euro beantragen. Hierfür stellt die Bundesregierung Mittel von insgesamt 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung."

Und weiter:

"[...]Das Neufahrzeug muss mindestens die Emissionsvorschrift Euro 4 erfüllen".

Quelle: BMWi


Es wird der Eindruck erweckt, dass beim Kauf eines Neuwagens zum einen die Umwelt geschont wird, zum anderen dass die Anschaffungskosten sinken. Darüber hinaus soll natürlich die Konjunktur angekurbelt werden, schliesslich ist die Umweltprämie ja Teil des Konjunkturpaket II.

Doch werden diese Erwartungen erfüllt? Stehen Verbraucher und Umwelt auf der Gewinnerseite?

Die Umwelt: Die Neufahrzeuge müssen Euro4 erfüllen, eine Norm die seid 2005 besteht, aber schon zuvor von vielen Fahrzeugen erfüllt wurde.
Ab September 2009 gilt die Euro5, mit der im Wesentlichen folgende Veränderungen eintreten:
- die Rußpartikel der Dieselfahrzeuge werden von 25mg/km auf 5mg/km gesenkt, für Benziner gibt es erstmals auch einen Maximalwert für Rußpartikel, der ebenfalls 5mg/km beträgt
- die Stickoxide mg/km sinken für Dieselfahrzeuge von 250 auf 180, für Benziner von 80 auf 70
Quelle: www.euractive.de

Würde man den Umweltaspekt ernst nehmen, so wäre es nur angemessen die Umweltprämie nur dann zu zahlen, wenn die Neufahrzeuge bereits jetzt die Norm Euro5 erfüllen.
Viele der Altfahrzeuge erfüllen bereits die Norm Euro4, und werden nun - trotz verhältnismässig guter Abgaswerte, verschrottet, und durch stärker motorisierte Neufahrzeuge ersetzt, was letztendlich der Umwelt schadet. Darüber hinaus gilt es auch die Energie zu betrachten, welche bei der Herstellung verbraucht wird. Unter diesem Gesichtspunkt wird ein Fahrzeug mit jedem gefahrenen Kilometer immer ökologischer, da die zur Produktion eingesetzte Energie länger genutzt wird ("ökologische Bilanz"). Verschrottet man nun Fahrzeuge, die bereits der Norm Euro4 entsprechen, vernichtet man zum einen die Produktionsenergie, zum anderen werden bestehende materielle Werte vernichtet. Mehr Infos dazu gibt es bei Wikipedia. Letztlich handelt es sich vor diesem Hintergrund nicht um eine Umwelt-, sondern nur um eine Abwrackprämie.

Der "Spareffekt": Werden Neuwagen durch die Umweltprämie tatsächlich billiger?
Natürlich, könnte man denken, schliesslich gibt es ja für den Altwagen 2500€.
Doch so einfach ist die Rechnung leider nicht. Zuerst gilt es zu beachten, wie hoch der tatsächliche Wert des Altwagens ist. Selbst unter ungünstigsten Bedingungen sollten immer noch 500€ beim Verkauf rausspringen.
Für den Kauf eines Neuwagens muss auch nicht selten ein Kredit aufgenommen werden. Die anfallenden Zinsen sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Die beiden genannten Punkte sind aber verhältnismässig unwichtig, wenn man die Preispolitik der Händler beobachtet, welche Zweifel daran weckt ob die Umweltprämie wenn schon nicht der Umwelt, so doch wenigstens der Konjunktur hilft.
Während im vergangenen Jahr noch Rabatte bis zu 30% möglich waren, sind sie in diesem Jahr auf 6-7% im Kleinwagensegment zusammen geschmolzen (Quelle).
Konnte man also 2008 durch Verhandlung den Kaufpreis eines Kleinwagens von 15.000€ noch auf bis zu 11.500€ drücken, können auf diesem Wege nun nur noch etwa 1000-1250€ eingespart werden. Selbst wenn man nun die Umweltprämie noch mit einrechnet, wird die Anschaffung unter dem Strich teurer, da die Händler die Prämie durch die Rabattsenkung einstreichen!
Die Konjunktur wird auch nur sehr bedingt angekurbelt, da vorrangig bereits produzierte und auf Halde stehende Wagen verkauft werden, die wie bereit oben erwähnt leider nur Euro4 erfüllen.


Zusätzlich gilt es auch zu beachten, dass eine ganze Generation von Altfahrzeugen verschrottet wird. Welche Gebrauchtwagen sollen nun Geringverdiener kaufen, all jene, die nicht über genug Geld verfügen um sich einen Neuwagen zu kaufen? Bereits jetzt ist der Gebrauchtwagenmarkt im Kleinwagensegment wie leergefegt.


Meine Meinung: Überspitzt muss man fragen "warum wird ein System subventioniert, welches in Zukunft in dieser Form nicht mehr existieren wird"?
Wir bauen immer noch Autos, Flughäfen und Straßen, ohne wirklich zu wissen mit welchen Treibstoffen wir sie in Zukunft nutzen wollen.
Die Umweltprämie ist mutlos und nicht zukunftsweisend. Langfristig wäre es vernünftiger nur solche Autos zu subventionieren, die mit Strom betrieben werden - aus Solaranlagen (im Idealfall effiziente Hybridanlagen) die ebenfalls stärker staatlich unterstützt werden.
Zur Zeit kann leicht der Eindruck entstehen, dass die Umweltprämie weder der Umwelt, noch dem Verbraucher, noch der Konjunktur nützt, sondern ausschliesslich der Automobilindustrie.
All jene, die nicht das Kapital haben um sich einen Neuwagen zu kaufen werden unter sozialen Gesichtspunkten benachteiligt. Und jene, die ganz auf ein eigenes Auto verzichten, werden nicht belohnt.

Einmal mehr werden Probleme durch Steuergelder auf Kosten zukünftiger Generationen gelöst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen