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Dienstag, 13. Mai 2008

go east

Gut 150km, schon ist man von Kassel aus in Erfurt (Thüringen, etwa 200.000Einwohner). Allein die Strecke ist sehenswert, ausgedehnte Wälder, die Burgen "drei Gleichen" am Rande der Autobahn und Strassen bester Qualität über viele Kilometer hinweg gesäumt von neugepflanzten Bäumen laden dazu ein die Gedanken schweifen zu lassen.


Am 11.05 sind wir bei strahlendem Sonnenschein der uns bis zum Ende der Reise am nächsten Tag nicht verlassen sollte zu zweit gestartet.


Erfurt ist vornehmlich eine Fachwerkstadt welche aufwendig und mit Liebe zum Detail renoviert wurde. Die Häuser sind farbenfroh, die Bewohner freundlich und hilfsbereit und das Flair der Stadt mit seinen zahlreichen Strassencafes entspricht mediteranen Gefilden.



Zahlreiche Plätze laden zum verweilen und staunen ein. Das wir uns hier im Osten Deutschlands befinden konnten wir oft nicht glauben, und sehr schnell beschlich uns das Gefühl: Rein äusserlich ist hier definitiv die schönere Hälfte Deutschlands, von solch ausgeprägten städtebaulichen Massnahmen kann man im Westen nur träumen.




Sehr schön ist das verwinkelte Zentrum, in dem es immer wieder neue versteckte Pfade, Innenhöfe und Biergärten zu entdecken gibt. Auf dem unteren Bild seht ihr 3 Frauen mit Rollstühlen die durch eine enge Gasse ein kleines Rennen veranstalten - Humor haben sie ...


Auffällig ist die hohe Anzahl von Brunnen, die ein sehr angenehmes Klima verbreiten. Nicht nur hier konnten wir sehen, wie kinderfreundlich diese Stadt ist. Überhaupt machte die Stadt einen sehr jungen Eindruck mit einem hohen Studentenanteil, was sich auch in zahlreichen interessanten Veranstalltungen wie Ausstellungen und Konzerten niederschlägt.


Das es eine aktive Subkultur gibt konnten wir praktisch nicht erfahren, aber die vielen Graffitis, Stencils und Sticker lassen es vermuten.



Interessant ist der Mix aus alt und neu wenn man das unmittelbare Zentrum verlässt. Nicht zwangsläufig jede Platte wurde abgerissen, oft wurden sie auch stilvoll umgebaut.


In diesem Umfeld findet man auch noch Gebäude die keinen Investor gefunden haben, wie die Fabrik unten. Von vorne sah sie relativ gut aus, ein Blick auf das Dach zeigt aber, wie mitgenommen die Bausubstanz noch sein muss.



Übernachtet haben wir im Auto, und einen sehr schönen Schlafplatz haben wir auf dem Petersberg gefunden, einem ehemaligen Kasernenkomplex, der heute unter anderem die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen beherbergt. Dieser Berg direkt am Rande des Zentrums ist besonders bei Touristen beliebt, da man von hier aus einen tollen Überblick über die Stadt hat.




Am Abend wollten wir ausgehen, was Sonntags wie in jeder mitelgrossen Stadt nicht so einfach ist. Nachdem uns einige Studenten ein Konzert empfohlen hatten, dachten wir es wäre eine gute Idee sich dies anzusehen. Die 23Euro am Eingang haben uns dann aber doch vom Gegenteil überzeugt, so dass wir uns einen schönen Biergarten gesucht haben und später im "Presseklub" noch Salsaklängen bei karibischen Getränken gelauscht haben.


Wer wen beobachtet war am nächsten morgen nicht ganz klar, als Buslandungen von Touristen an unserem Auto vorbeikamen ;)



Nach einem kleinen Frühstück (1 aufgebackens Croissant, 1 Pott Cappuccino und Marmelade 3,90Euro in schöner Atmosphäre) ging es weiter zu der nur etwa 30-40Minuten entfernten Stadt Gotha, wo wir uns einen weiteren Kaffee gegönnt haben.
Der Inhaber des Cafes in Gotha war ein Unikat. Es gibt keine Speisekarte (lediglich Hinweise wie "probier mal meinen Kuchen-Milchshake"), und durch gezielte Beratung erhält man seinen persönlichen Kaffee, verfeinert mit leckeren Gewürzen.


Neben dem renovierten Zentrum schein Gotha nicht viel zu bieten, aber wir haben hier auch nicht viel Zeit verbracht, aber immerhin genug um zu sehen, wie versucht wird alte Plattenbauten neu zu gestalten.



Auf dem Weg nach Kassel kommt man von Gotha aus zwangsläufig an Eisenach vorbei, und als kulturell Interessierte wollten wir uns natürlich die Wartburg ansehen. Soviel vorneweg: LASST ES SEIN!


Die Wartburg ist eine schlecht Kopie ihrer selbst mit einer phantasievollen Rekunstruktionspolitik die keinem amerikanischen oder chinesischem Freizeitpart in Puncto Phantasie nachsteht. Praktisch nichts ist hier original, und so bewegte sich unserer Führung sprachlich immer im Bereich des Konjunktiv ("hier könnte ... gewesen sein", "es wäre möglich das ...", ...), und selbst dem Laien dürften historische Fehler in der Darstellung aufgefallen sein. Welche Bedeutung die Wartburg in der DDR hatte wurde mit keinem Wort erwähnt. Die komplette Innengestaltung wurde im 19Jhd. angefertigt, und zwar so, wie man sich in dieser Zeit eben das Mittelalter vorstellte. Erstaunlicher Weise gehörte das berühmte Lutherzimmer nicht zur Führung, sondern man konnte es in deren Anschluss besichtigen. Mich würde es nicht wundern, wenn dieses Zimmer nicht das Original wäre ...


Positiv war die Darstellung einer mittelalterlichen Baustelle auf der Rückseite der Burg, leider etwas versteckt. Hier ist klar das es sich um ein exemplarisches Modell handelt, welches in der Tat sehr anschaulich ist.


Zu guter Letzt noch ein paar Fakten und Tipps:
Die Parkgebühr beträgt für einen PKW 5Euro, da kommt man nicht drumherum. Man könnte mit dem Bus zur Burg fahren, aber da eine Fahrt 2Euro kostet kann man auch gleich selbst die Umwelt verpesten.
Niemand hat uns nach unseren Studentenausweisen gefragt als wir 2 ermässigte Eintrittskarten gekauft haben (4Euro statt 7), und die Erlaubniskarte zum fotografieren (1Euro) wollte auch niemand sehen ... In der Burg selbst gibt es noch einen Turm zu besichtigen (50Cent müssen dort an einem Drehkrauz abgedrückt werden). Die Gesichter derjenigen die den Turm besuchten sagten uns "der Weg war umsonst", also schenkt euch das besser auch, wie überhaupt den Besuch der Burg, denn: DIESES TEIL IST EIN GIGANTISCHER FAKE!

2 Kommentare:

  1. Schade, dass die Bilder selbst vergrössert immer noch recht klein sind...
    Geht das nicht bissi grösser?

    Gruss,

    Ulf

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  2. Die Bilder sind 450 x 338px groß.
    Ich verwende die Größe, da zum einem der Speicherplatz limitiert ist, zum anderen laden sie schneller ;)

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